Start-up - Wie geil ist der Anfang als Food Delivery tatsächlich?

Ein Bericht über unseren Alltag bei Earlybird. Wie dieser von Aussen zu scheinen mag, und wie es tatsächlich ist, ein unabhängiges, lokales Food Delivery aufzubauen.

earlybird-küche-kohlearlybird-küche-juice

Von Wunschberufen

Als Kind haben wir vom Alltag eines Feuerwehrmannes, Spitzensportlers oder einer Hebamme geträumt. Im Verlaufe der Zeit und fortschreitender Individualisierung in urbaner Gegend war eine DJ-Karriere zeitweise dann präsenter als der Lehr- oder Kantonsschulabschluss. Die Zeiten in denen mir Facebook in jedem dritten Beitrag erstaunliche Lebensweisheiten wie «Träume nicht dein Leben, lebe deine Träume» oder «Do more of what makes you happy» vorgeschlagen hatte, sind glücklicherweise auch vorbei. Jedoch nur, weil Facebook mittlerweile auch mein Desinteresse kennt.

 

Im Jahr 2018  ist das Mass aller Dinge Unternehmerin zu sein. Hast du schon dein eigenes Start-up? Breche jetzt aus deinem Alltag aus und werde Entrepreneur! Schreib es in deine Instagram- und Linkedin-Bio und schon hast du es geschafft! Wenn du genug Cash in Fake-Followers und Bots investierst oder einem «How to get rich without working» Video auf Youtube Glauben schenkst, klappt es möglicherweise tatsächlich. Keine Garantie!

Wir träumen von der Unabhänigkeit.

Ist es ein Hype? Ein Trend? Auch wir von Earlybird träumen davon, unseren Lebensunterhalt langfristig mit unserer eigenen Unternehmung bestreiten zu können. Doch während auf den Insta-Stories der arrivierten Entrepreneurs Prosecco, TED-Talks und andere Networking Events zu sehen sind, rotieren Mischa, Tim und ich in der Küche auf dem Engrosmarkt bis in die Nacht hinein. Von Sonntag bis Donnerstag kochen wir hier die Mittagsmenüs und bereiten das Frühstück für die Kunden des nächsten Tages zu.

 

Noch bei absoluter Dunkelheit schwingt sich Mischa um 5.00 Uhr morgens auf sein Fahrrad und fährt zur Arbeit, um die Bestellungen abzupacken und mit unserem Elektromobil das frische Essen ab 7.00 Uhr an die Kunden auszuliefern. Da Tim und ich abends jeweils länger in der Küche stehen, beginnt unser Arbeitstag ein wenig später. Die Arbeit durch den Tag gestaltet sich ebenfalls als intensiv und abwechslungsreich: Rezepte anpassen, Buchhaltung führen, den Wareneinkauf koordinieren, neue Produkte fotografieren, die Website updaten, Kommunikation mit Lieferanten und Kunden, Kundenakquise, Instagram Posts vorbereiten und interne Prozesse optimieren. Täglich entstehen intensive Diskussionen über Anpassungen.

earlybird-elektro-mobil

Ein unkonventionelles Businessmodell

Klar, wir hätten es uns auch einfacher machen können. Das Argument liegt auf der Hand. Das Essen einkaufen anstatt selbst zu kochen. Die Food Auslieferung von einem Drittanbieter erledigen lassen. Sich auf eine absolute Kernkompetenz konzentrieren, anstatt die ganze Wertschöpfungskette kontrollieren zu wollen. Wir alle drei sind keine Kontrollfreaks, doch als lokales Start-up mit hohem Qualitätsanspruch, hat dies seine Begründung.

 

Täglich unsere Kund:innen persönlich zu treffen und deren Feedback zu erhalten, ist für unser Wachstum mitunter ein wertvoller und entscheidender Faktor. Ebenso sind es genau diese Anregungen und Komplimente von Kunden, die uns unglaubliche Motivation geben. Dass wir täglich sechs bis sieben Stunden nach einem bereits intensiven Arbeitstag in der Küche stehen, hat primär damit zu tun, dass Earlybird Food Delivery das frischeste Essen der Stadt ausliefert und zusätzlich einen fairen Preis dafür verlangt.

Hinter uns stehen keine Investoren mit Renditeansprüchen.

Hat überhaupt jemand auf einen neuen Lebensmittellieferdienst in Zürich gewartet? Keine Ahnung. Wohl eher nicht. Die aktuelle Werbeoffensive der nationalen und internationalen Food-Bestellportale in Zürich ist eindrücklich. Doch Earlybird bewegt sich fernab davon. Es stehen keine internationalen Investoren mit hohen Renditeansprüchen hinter uns. Wir verfolgen getreu unseren Zweck, frische Verpflegung in die Büros der Stadt Zürich zu liefern. Man könnte den Vergleich der Daseinsberechtigung unseres lokalen, zweckorientierten Start-up mit den internationalen Playern als bescheiden bemessen, doch auch Bescheidenheit ist eine Tugend. Der Erfolg gibt uns bis anhin Recht.

 

Wie geil ist der Anfang nun wirklich? Die Gründung ist das Eine, die Vorbereitungen auf den Termin zum «Go Live» etwas Anderes, doch was wirklich zählt ist der operative Betrieb ab dem ersten Tag. Entscheidungen müssen schnell und mit weiser Voraussicht getroffen werden. Es ist kein Spaziergang, der von stetem Beifall gekrönt ist. Doch wenn die Website online ist, die ersten Kunden erneut bestellen, das Team funktioniert, beglückt einem dies schon sehr viel mehr, als wenn man als Angestellter seine persönlichen KPI’s erreicht hat, und weder der Workload sinkt, noch der Lohn ansteigt.

 

Wäre ich lieber Feuerwehrmann geworden? Ich denke nicht. Solange das Team und ich weiterhin täglich mit dieser Freude und Motivation bei der Arbeit sind, sicherlich nicht. «Do more of what makes you happy»...

earlybird-delivery

Zurück zum Blog